Kritik und Lob der W-Besoldung

 

Vortrag auf der Jahrestagung der Wissenschaftlichen Kommission Hochschulmanagement 22.und 23. Februar 2013


„Bloß nicht in die W-Besoldung“ könnte die Quintessenz lauten, folgt man den sich publizierend zu Wort meldenden Professorinnen und Professoren sowie deren Interessenverbänden. Die Aufgabe humboldtscher Humboldtscher Ideale, die Gefährdung der grundgesetzlich verbrieften Freiheit von Forschung und Lehre und die Verdrängung idealistisch-intrinsischer Motivation sind nur drei prognostizierte Folgen der Reform der Professorenbesoldung.
Diesen in der Öffentlichkeit aufgebauten Krisenszenarien stehen in der Opens internal link in current windowPraxis Hochschulleitungen, die souverän mit leistungsorientierter Vergütung umgehen, und Professorinnen und Professoren, die die W-Besoldung grundsätzlich positiv bewerten, gegenüber. Es ist, wie so oft, ein deutlicher Unterschied zwischen dem Reden über die Reform und der praktischen Umsetzung festzustellen, und so geht es hier um die Frage: Opens internal link in new windowWie bewerten Professorinnen und Professoren die W-Besoldung?
Auf der Grundlage von 23 qualitativen Interviews mit Professorinnen und Professoren zu unterschiedlichen Aspekten der W-Besoldung lassen sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Bewertungen der Reform und dahinter liegende Begründungszusammenhänge herausarbeiten, die keineswegs den Schluss "Bloß nicht in die W-Besoldung“ zulassen. Vielmehr lassen sich auf einer ersten Ebene positive, negative und kritische Bewertungen systematisieren. Innerhalb der positiven Bewertungen der W-Besoldung ist eine starke Zustimmung zum Leistungsprinzip und zur W-Besoldung als einem Anerkennungsinstrument festzustellen. Beide dominante Themen der positiven Bewertungen werden in einen Begründungszusammenhang gestellt der sich in der Figur des Opens internal link in new windowintrinsisch motivierten Professors (Biester, 2011) ausdrückt, der in einer Art Vexierbild den faulen C-Professor und den fleißigen W-Professor je nach Sicht deutlich werden lässt.
Die dominierenden Themen der negativen Bewertungen der W-Besoldung sind das Grundgehalt und eine wahrgenommene Hierarchisierung des Kollegiums. Im Zusammenhang mit der negativen Bewertung des Grundgehaltes werden Vergleiche mit anderen Positionen im öffentlichen Dienst angestellt und der unsichere und vergleichsweise längere Qualifikationsweg von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Begründung angeführt. Die wahrgenommene Hierarchisierung des Kollegiums wird mit Struktureigenschaften
der Fächer und Disziplinen in Zusammenhang gebracht.
Die überwiegende Mehrheit der Aussagen in den Interviews sind kritischer Natur. Hier lassen sich vier dominante Themen und dazugehörige Begründungszusammenhänge herausarbeiten: Anreizwirkung, Leistungsmessung, Kriterien und Gerechtigkeit. Besondere Kritik wird an der Anreizwirkung der Leistungszulagen geübt, die an die Frage nach der Wirkung von finanziellen Anreizen in Berufen, die durch hohe Autonomie und Freiheit gekennzeichnet sind, geknüpft wird. Die Kritik an der Leistungsmessung ist vor allem darin begründet, dass dieselbe von Kollegen der eigenen Hochschule durchgeführt wird und so Misstrauen fördert. Demgegenüber wird die Kritik an den Kriterien mit strukturellen Gesichtspunkten wie der Fach- und Disziplinabhängigkeit, der Studiengangsstruktur und einer sich verstärkenden Drittmittelmanie begründet. darüber hinaus wird die W-Besoldung als ungerecht wahrgenommen. Diese Kritik drückt einen Widerspruch aus: Während hohe Zustimmung zu Leistungsorientierung festzustellen ist, wird die notwendigerweise folgende stärkere Gehaltsdifferenzierung als ungerecht bewertet. Betrachtet man die Begründungszusammenhänge wird dieser Widerspruch jedoch zum Teil aufgelöst: In der Wahrnehmung der Professorinnen und Professoren sind die Gehaltsdifferenzen eher strukturellen Gesichtspunkten, wie dem Alter, der Fächer- und Disziplinenzugehörigkeit und der Intransparenz der Reform geschuldet denn der eigenen Leistung.
Die Bewertungen der Professorinnen und Professoren zeichnen ein deutlich vielschichtigeres von Kritik aber auch von Lob durchzogenes Bild der Reform als die sich publizierend äußernden Interessenvertreter - die Quintessenz "Bloß nicht in die W-Besoldung“ kann aus dieser Perspektive nur bedingt gezogen werden. Wobei hier natürlich anzumerken ist, dass zumindest für neu zu berufende Professorinnen und Professoren keine Wahlmöglichkeit zwischen C- und W-Besoldung besteht.


Opens external link in new windowProgramm der Tagung

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Präsentation

Kritik und ob der W-Besoldung